Einleitung
Wolfgang Mock ist ohne Zweifel ein Pionier und einer der umtriebigsten deutschen Erfinder im Getreidemühlen- und Flocker-Bereich. Seine Wolfgang Mock GmbH ist unter anderem für einige der besten Getreidemühlen auf dem Markt verantwortlich, ebenso wie für die innovative elektrische Flakelovers Flockenquetsche. Das ist Grund genug für uns, die neuste Entwicklung der Wolfgang Mock GmbH genauer unter die Lupe zu nehmen: Eine manuelle Flockenquetsche, die unter dem Namen "Grainlovers Table-Flaker" angeboten wird.
Wie zu erwarten wird mit dem Grainlovers Table-Flaker nicht einfach eine Flockenquetsche wie jede andere auf den Markt geworfen. Das Gerät hat einen ganz entscheidenden Vorteil im Vergleich zu (fast) allen anderen manuellen Flockenquetschen: Es muss nicht mit einer Schraubzwinge an einer Tischplatte fixiert werden.
- Einleitung
- Das Problem mit der Befestigung
- Großer Fuß und kurze Kurbel - Die Lösung?
- Kurze Kurbel mit Untersetzungsgetriebe
- Schnitzer Campo vs. Grainlovers Table-Flaker
- Zu den harten Fakten:
- Das Ergebnis: Schöne Haferflocken in mittlerer Stärke
- Was geht sonst noch?
- Reinigung
- Grainlovers Table-Flaker - unser Fazit
- Wer sollte den Table-Flaker nun kaufen?
Das Problem mit der Befestigung
Zur Erklärung: Die allermeisten manuellen Flockenquetschen müssen an einer Tischplatte befestigt werden, damit vernünftig gekurbelt werden kann. Jetzt könnte man denken, man kann einen Flocker doch einfach mit der Hand festhalten, die nicht kurbelt. Das funktioniert aber überraschend schlecht: Die Geräte müssen ziemlich gerade an der Tischkante gehalten werden damit Tisch und Kurbel sich nicht in die Quere kommen und bewegen sich bei jeder Umdrehung. Daher liegt den allermeisten Flockern eine kleine Schraubzwinge bei, die an einer Tischplatte festgeschraubt wird. Aber das funktioniert nicht mit jeder Platte: Die Platte muss dick genug sein, aber nicht zu dick. Dann darf die Platte nicht zu stark abgerundet sein. Außerdem muss die Platte einen Überstand (Platz unterhalb der Platte an dem die Zwinge gekontert wird) von mindestens etwa 3,5 cm haben, damit die Quetsche ordentlich hält. Und zu guter Letzt sollte die Platte auch einen recht standfesten Unterbau haben, da zum Beispiel ein instabiler Tisch ansonsten beim Kurbeln hin- und herschwenkt.
Man glaubt eigentlich gar nicht, dass das zum Problem werden kann, bis man den Flocker zu Hause hat. Dann fällt auf, dass moderne Küchen eigentlich relativ selten über eine entsprechende Platten verfügen. Fixiert werden die Geräte dann woanders, manchmal passt ein Regal oder die Fensterbank... oder man findet keinen geeigneten Ort und das Gerät geht zurück an uns.
Es gibt (Stand Mitte 2024) auf dem deutschen Markt eigentlich nur eine einzige gängige manuelle Flockenquetsche, die nicht an einer Tischplatte festgeschraubt wird: Die "Eschenfelder Kornquetsche Wandmodell", die in die Wand verschraubt und gedübelt wird. Aber auch die muss erst mal ihren Platz finden.
Großer Fuß und kurze Kurbel - Die Lösung?
Der Grainlovers Table-Flaker geht einen anderen Weg. Das Gerät steht auf einer großen, massiven Stahlplatte, die die entsprechende Standfestigkeit garantieren soll. Zusätzlich befinden sich auf der Unterseite dieses Stahlfußes Gummi-Streifen, die den sicheren Stand auf der Arbeitsplatte garantieren sollen. So soll es möglich sein das Gerät mit der Hand die nicht kurbelt fest zu halten.
Kurze Kurbel mit Untersetzungsgetriebe
Damit der Grainlovers Table-Flaker auch wirklich einfach so auf einem Tisch betrieben werden kann ist die Kurbel relativ kurz - klar, eine lange Kurbel würde mit der Tischplatte in die Quere kommen. Die kurze Kurbel hat natürlich normalerweise den Nachteil, dass mehr Krafteinsatz nötig ist. Bei einer fixierten Flockenquetsche wäre etwas mehr Kraftaufwand beim Flocken eigentlich gar kein Problem, außer vielleicht für Kinder, die einfach nicht die nötige Kraft haben. Der höhere Krafteinsatz würde jedoch das Fixieren mit der Hand deutlich schwieriger und somit eine angenehme Handhabung des Geräts unmöglich machen. Dieses Problem wurde beim Grainlovers Table-Flaker gelöst, indem ein Getriebe mit einer leichten Untersetzung verbaut ist, sodass die relativ kurze Kurbel ebenso leicht zu drehen ist wie bei den anderen gängigen Flockern.
Das klingt natürlich toll: Die Quetsche kann überall, auf jeder Platte betrieben werden. Wenn sie mal einige Zeit nicht gebraucht wird kann sie im Küchen-Schrank verstaut werden um wertvollen Platz auf der Arbeitsplatte freizugeben.
Wenn nun alle Flockenquetschen-Hersteller ihre Flocker mit einer Schraubzwinge fixieren hat das natürlich einen Grund: Es funktioniert richtig gut! Daher waren wir erst mal etwas skeptisch, ob die Design Anpassungen des Grainlovers Table-Flaker ausreichen, damit das Gerät auch ohne Befestigung gut zu gebrauchen ist. Dieser Frage gehen wir nun an dieser Stelle nach, indem wir das Gerät mit einer unserer meistverkauften Flockenquetschen vergleichen, der Schnitzer Campo mit Edelstahlwalzen.
Schnitzer Campo vs. Grainlovers Table-Flaker
Warum vergleichen wir hier den Grainlovers Table-Flaker ausgerechnet mit der Schnitzer Campo Flockenquetsche? Ganz einfach: Das Schnitzer-Gerät ist definitiv eine der bei uns meistverkauften Flockenquetschen, hat ähnliche Abmessungen und ist nur unwesentlich teurer als der Table-Flaker. Beide Geräte verfügen über Edelstahlwalzen und sind prinzipiell für das gleiche Quetschgut geeignet.
Vom Design her sind sich die beiden Flockenquetsche überhaupt nicht ähnlich. Die mit freiliegenden Walzen, völlig offen konzipierte Schnitzer Campo ist ausschließlich aus Buchenholz und Edelstahl gefertigt und mutet damit eher naturnah aber dennoch hochwertig an. Ganz das Gegenteil der Table-Flaker, der hauptsächlich aus Stahl und Kunststoff besteht und optisch ein bisschen Retro-Design inspiriert ist. Beide Flockenquetschen sind gut verarbeitet und geben sich in dieser Hinsicht keine Blöße. Der Lieferumfang umfasst bei beiden Geräten eigentlich nur, was unbedingt zum Betrieb notwendig ist: Alle Geräte-Teile und ein sehr spartanisches Handbuch. Andere Hersteller liefern da mehr mit: Mal ein Glas als Auffangbehälter, mal ein Bürstchen für die Reinigung, aber eigentlich ist der Lieferumfang der beiden hier vorgestellten Quetschen völlig ausreichend.
Zu den harten Fakten:
Schnitzer Campo Edelstahlwalzen | Grainlovers Table-Flaker | |
---|---|---|
Abmessungen (B/H/T): | 15 x 23 x 27cm | 16,5 x 24,5 x 32cm |
Gewicht: |
2,7kg | 2,1kg |
Füllmenge Trichter: | ca. 150g Hafer | ca. 110g Hafer |
Quetschleistung (Herstellerangabe): | ca. 110g / Min. | ca. 35g / Min. |
Flockwerk einstellbar: | Ja | Nein |
Was gleich ins Auge sticht sind die unterschiedlichen Herstellerangaben zur Quetschleistung. Schnitzer gibt mit 110g in der Minute mehr als die dreifache (!) Quetschleistung an. Aber woran liegt das? Kann das wirklich sein? Die Quetschleistung ist natürlich immer von der Kurbelgeschwindigkeit abhängig. Aber das könnte ja auch so sein, dass man den nicht fixierten Table-Flaker einfach nicht so schnell kurbeln kann wie eine herkömmliche Flockenquetsche. Wir haben es daher getestet und die Schnitzer Campo und den Grainlovers Table-Flaker bei "angenehmer Kurbelgeschwindigkeit" gegeneinander antreten lassen und die Zeit gestoppt, die es braucht um eine Portion Hafer (40g) zu flocken.
Für 40g Hafer brauchten wir mit dem fest fixierten Schnitzer Campo Flocker nur etwa 25 Sekunden, ein wirklich guter Wert für eine manuelle Quetsche. Mit dem Grainlovers Table-Flaker benötigten wir 78 Sekunden. Das Ergebnis unseres Tests ist tatsächlich so, wie die Herstellerangaben es vermuten lassen. Für eine Portion Haferflocken braucht man mit dem Grainlovers Table-Flaker mehr als die dreifache Zeit.
Doch woran liegt das? Einmal kann man den Grainlovers Table-Flaker einfach nicht so gut, bequem und damit schnell kurbeln. Die Fixierung mit der Hand funktioniert zwar nicht schlecht, aber doch ab und an etwas hakelig und das Gerät kippelt. Eine geschraubte Fixierung ist da einfach besser, der Flockvorgang geht einfacher und damit auch schneller von der Hand. Obwohl die Schnitzer Campo deutlich mehr Widerstand hat, weil einfach mehr Hafer gleichzeitig und damit schneller verarbeitet wird, lässt sie sich bequem etwa genau so schnell kurbeln wie der Grainlovers Table-Flaker. Das Untersetzungsgetriebe spielt sicher auch eine Rolle, die Walzen drehen sich schon um einiges langsamer als die Kurbel. Was aber ganz sicher auch eine Rolle spielt ist die relativ kleine Öffnung des Trichters des Grainlovers Table-Flaker. Es werden einfach weniger Haferkörner gleichzeitig zugeführt, was natürlich das Kurbeln und fixieren des Geräts leichter macht aber die Geschwindigkeit herabsetzt.
Das Ergebnis: Schöne Haferflocken in mittlerer Stärke
Vom Ergebnis her sind die Flocken im Grainlovers Table-Flaker etwas gröber (kerniger) als die, die die Schnitzer Campo auf feinster Einstellung herstellt. Das ist aber kein Qualitätsmerkmal sondern einfach Geschmackssache.
Was geht sonst noch?
Ebenso wie der Schnitzer Campo verfügt der Grainlovers Table-Flaker über Quetschwalzen aus Edelstahl. Damit können viele gängige Getreidesorten gequetscht werden, einige Gewürze und zusätzlich auch Ölsaaten. Besonders interessant ist hierbei Leinsamen. Diese werden oft als Backzutat verwendet und müssen aufgebrochen werden um vom menschlichen Körper verwertet werden zu können. Man kann Leinsamen auch gleich in geschroteter Form kaufen, das hat aber einen entscheidenden Nachteil: Die enthaltenen Fette werden schnell ranzig und schmecken bitter.
Besitzer einer Getreidemühle können, je nach Rezept, die Saat gleich mit vermahlen. Auch Flockenquetschen sind dazu geeignet die Samen zu quetschen und damit die wertvollen Inhaltsstoffe verfügbar zu machen. Aber: Leinsamen sind klein und der Grainlovers Table-Flaker verfügt über kein einstellbares Quetschwerk - funktioniert das Quetschen der Leinsaat trotzdem?
Das Ergebnis zeigt ganz eindeutig, dass der Table-Flaker für das Flocken von Leinsaat perfekt geeignet ist.
Reinigung
Die Schnitzer Campo ist schnell gereinigt - das ist ein großer Vorteil von Flockenquetschen offener Bauart. Nichts muss zerlegt werden, man kommt ohne Weiteres perfekt an die Walzen um sie mit einem harten Bürstchen zu reinigen. Der Nachteil der offenen Bauweise ist aber, dass gerne mal Flocken an den Walzen haften um dann links und rechts vom Flocker auf der Arbeitsplatte zu landen. Oder auf dem Flocker selbst - wir hatten bereits Kunden, die das gestört hat. Der Hersteller der ebenfalls offen konzipierten und ebenfalls ausgezeichneten Eschenfelder Kornquetschen hat sogar ein passendes Holz-Krümelschälchen im Angebot um genau dieses Problem zu unterbinden.
Um das Flockwerk des Grainlovers Table-Flaker zu reinigen muss der Trichter demontiert werden. Das ist aber tatsächlich mit einen Handgriff erledigt, einfach zwei Laschen leicht nach außen biegen und anheben. Laut Handbuch soll nun einfach ein Bürstchen an die Walzen gehalten und die Kurbel gedreht werden. Das hat in unserem Versuch aber nicht sehr gut funktioniert, insbesondere die Leinsamen ließen sich nicht gleich abbürsten und brauchten etwas zusätzlichen Reinigungsaufwand. Der Zugang zu den Walzen ist einfach zu klein um ordentlich bürsten zu können. Da hilft allerdings ein alter Trick weiter: Etwas trockener Reis gequetscht und die Walzen sind sauber.
Zusätzlich sind auch immer Flocken im Gehäuse verblieben, welche aber mit etwas hin- und herschwenken herausgerieselt sind.
Grainlovers Table-Flaker - unser Fazit
Der wirklich große Vorteil des Grainlovers Table-Flaker ist, dass man ihn wirklich überall verwenden kann - auf jedem Tisch, auf jeder Arbeitsplatte, eigentlich auf jeder geraden Oberfläche. Praktisch ist auch, dass er nach jeder Verwendung verstaut werden kann und kein wertvoller Platz dauerhaft vom Flocker eingenommen wird. Sehr gut geeignet ist der Table-Flaker auch ganz sicher für jeden, der seinen Flocker mitnehmen möchte um unterwegs, sei es um zum Beispiel im Camper, in einer Ferienwohnung oder vielleicht sogar im Zelt oder im Freien zu Flocken.
Der Preis für diese Flexibilität ist jedoch die etwas hakelige Handhabung und die deutlich geringere Flockleistung. Was uns wirklich nicht gut gefallen hat ist die schwierige Reinigung des Table-Flakers - trotz Demontage des Trichters ist der Zugang zu den Walzen so schmal, dass die Reinigung deutlich schwieriger als nötig ist. Dass sich im Gehäuse Flocken ansammeln, die erst nach dem Hin- und Herschwenken raus kommen ist auch wirklich nicht sehr praktisch.
Wer sollte den Table-Flaker nun kaufen?
Die Flexibilität des Grainlovers Table-Flakers ist wirklich ein starkes Argument, kommt aber mit dem Nachteil in der niedrigeren Quetschleistung und dem etwas hakeligen Betrieb. Die Optik des Geräts ist definitiv Geschmackssache und wird hier komplett außer acht gelassen. An der Verarbeitung und an der Materialwahl gibt's nichts auszusetzen. Jeder, der eine manuelle Flockenquetsche sucht, diese aber nicht fixieren möchte kann getrost beim Table-Flaker zugreifen. Für alle anderen Interessenten an einem manuellen Flocker wäre eine fixierte Flockenquetsche, wie z.B. die Schnitzer Campo die bessere Wahl.